Tinky

Tinky kam im Alter von 16 Jahren aus dem Tierschutzhaus zu uns, wo sie nach dem Tod ihres Frauchens zwei Jahre verbringen musste.

Bei ihrer Ankunft hat sie sich zuerst in ihrer neuen Fellhöhle versteckt, kam aber schon bald auf mich zu und hat mich zu ihrem neuen Frauchen erwählt. Meinen Mann und die anderen Katzen hat sie bestenfalls ignoriert, meist aber mit Knurren und Fauchen auf Distanz gehalten. Obwohl diese zurückhaltende und unscheinbare Katze überhaupt nicht diesen Anschein machte, war sie die Matriarchin in unserem Katzenclan. Sie liebte es mit elegant übereinandergeschlagenen Pfoten auf dem Sofa zu liegen und ihr Reich zu betrachten.

Ihre Herzkrankheit war jahrelang mit Medikamenten gut unter Kontrolle, nur in den letzten Wochen machte ihr Wasser im Brustraum das Atmen schwer. Bisher hatte sie ihre Medizin stets freiwillig eingenommen, aber jetzt verweigerte sie das und die Eingabe wurde zur Tortur. Mit weiteren Medikamenten war zwar eine leichte Verbesserung zu sehen, aber keine Aussicht mehr auf Heilung. Und als sie im Behandlungsverlauf das Fressen komplett einstellte, und die sehr zu ihrem Horror mit der Futterspritze verabreichte Nahrung nicht bei sich behielt, haben wir uns heute schweren Herzens dazu entschlossen, sie gehen zu lassen. Ihr letzter Weg war leider nicht leicht, mein einziger Trost ist dass ich bei ihr sein konnte, und wir ihr letzte Tage voll Unbehagen und Furcht vor der nächsten Eingabe erspart haben.